Im Schuljahr 2015/16 jährte sich die Anlage unseres Feuchtbiotops zum 20. Mal. Es wurde 1995/96 von Schülerinnen und Schüler des Agrarwissenschaftlichen Gymnasiums im Rahmen des Biotopvernetzungskonzeptes der Stadt Weingarten angelegt und seither von verschiedenen Arbeitsgemeinschaften (meist Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe) betreut und gepflegt.
Das Feuchtbiotop hat eine Teichfläche von ca. 300 m², ist max. ca. 1,5 m tief und speist sich durch Regen- und Grundwasser. Es gedeiht prächtig und bietet einen reichhaltigen Lebensraum für viele, auch bedrohte Tier- und Pflanzenarten.
Projektidee
Die Wurzeln des Projektes reichen zurück bis ins Frühjahr 1993, als sich der damalige Agrar- und Umwelttechnologie-Kurs anlässlich einer Bachbepflanzung mit dem Biotopvernetzungskonzept der Stadt Weingarten befasste. Dieses sah als mittelfristige Maßnahme auf einem städtischen Grundstück nahe unserer Schule ein Feuchtbiotop vor. Rasch waren sich die beteiligten Schüler und Lehrer einig, diese Gelegenheit zu nutzen, um in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Weingarten und dem BUND Ravensburg dieses Feuchtbiotop anzulegen und hernach zu betreuen.
Ziele des Projektes
- Beitrag zum Biotopverbund der Stadt Weingarten. Das Biotop dient als “Trittsteinbiotop” und knüpft das Biotopnetz etwas enger, da bestehende Stillgewässer relativ weit auseinander liegen, was den Austausch der verschiedenen Wasserbewohner erschwert.
- Amphibien, die hauptsächlich zwischen dem nahegelegenen Wald und dem Kreuzbergweiher (künstlich angelegter Stadtweiher) wandern und dabei eine Straße überqueren müssen, bietet das Biotop eine Ausweichmöglichkeit, zu der sie gefahrlos entlang des angrenzenden 14-Nothelferbaches gelangen können.
- Die betreuenden SchülerInnen können an einem langfristigen Projekt teilnehmen, die einzelnen Projektschritte planen, durchführen und auswerten.
- Das Biotop bietet auch anderen Klassen unserer und benachbarter Schulen die Möglichkeit, den Biologieunterricht naturnah, praxisorientiert und anschaulich zu gestalten.
- Bereicherung des Landschaftsbildes für Schüler, Spaziergänger und Anwohner.
Projektgeschichte
Vorarbeiten
- 1994/95: Klärung der Finanzierung (Land Baden-Württemberg, Landkreis Ravensburg, Stadt Weingarten). Durch unsere erheblichen Eigenleistungen konnten die Anlagekosten auf insgesamt ca. 7500 DM gedrückt werden.
- April 1995: Verlängerung der Eschenreihe und Pflanzung von Sträuchern als Abgrenzung zu den Tennisplätzen.
- August/Sept. 1995: Aushub von Probeschürflöchern, um die Wasserhaltefähigkeit und Dichte des Bodens zu kontrollieren. Ergebnis: Untergrund ist tonhaltig, also gut wasserhaltefähig.
- Chemische Analyse der Wasserproben aus den Schürflöchern.
Aushub des Teichbeckens
Im Oktober 1995: ca. 300 m² Fläche, 1,5 m max. Tiefe; Schaffung flacher Uferbereiche und Modellieren der Teichumgebung mittels Planierraupe.
Bepflanzung der Teichumgebung
(Nov. 1995, Frühjahr 1996) Befplanzung dient als Puffer für den Teich. Insgesamt 560 Pflanzen auf ca. 700 m² (19 Arten standorttypischer Ufergehölze, nach Absprache des Pflanzplans mit dem BUND und der Stadt Weingarten).
Praktische Arbeiten seit Anlage des Feuchtbiotops
- Gestaltung des Uferbereichs und der Teichumgebung: Neben weiterer Begleitmaßnahmen wurden insbesondere Vogel- und Fledermauskästen aufgehängt und seither regelmäßig repariert und gereinigt: Teichhinweisschilder wurden angefertigt und aufgestellt – leider wurden diese mehrmals beschädigt und inzwischen sogar alle entwendet.
- Beobachtung des Wasserstandes und der natürlichen Besiedlung durch Feucht- und Wasserpflanzen.
- Untersuchung des Bodens der Pufferzone auf Nmin (mineralisierter Stickstoff, v.a. Nitrat).
- Regelmäßige Pflegemaßnahmen, insbesondere in der Pufferbepflanzung: in den ersten Jahren Freisicheln der gepflanzten Sträucher, Entfernen von sich um den Teich ausbreitenden Erlensämlingen (aus Naturverjüngung), um Beschattung und Nährstoffeintrag durch Laub zu verhindern.
- Wiederkehrende Säuberungs- und Reparaturarbeiten im Feuchtbiotop.
- Regelmäßige Erfassung der Flora und Fauna des Teiches, u.a. mit Hilfe des Ökomobils (BNL).
- Einbringen von Moderlieschen, Bitterlingen und Teichmuscheln (die beiden Letztgenannten zeigen eine Symbiose bei der Vermehrung) sowie Entfernen von nicht heimischen Goldfischen (Fremdeintrag).
- Jährliche Erfassung physikalischer und chemischer Parameter des Teichwassers (jeweils im Frühjahr und Herbst).
Seit 1998 mehrmalige Entnahme von Laub und Wasserpflanzen, um Nährstoffe aus dem Teich zu entziehen und die Verlandungsneigung zu bremsen. - Starke Auslichtung der Erlennaturverjüngung und Fällen zu dicht stehender älterer Bäume durch die Stadt Weingarten seit Februar 2001 zur Aufrechterhaltung besonnter Teichflächen.
Ergebnisse des Projektes
Entwicklungen im Feuchtbiotop
Unsere regelmäßige Bestimmung der Wasserorganismen ergab, dass sich in den ersten Jahren die Anzahl und Vielfalt der Wasserbewohner stark erhöhte.
- Schon wenige Wochen nach den Aushubarbeiten im Herbst 1995 konnten erste Plattbauchlibellen, Rückenschwimmer, Köcherfliegenlarven, Wasserläufer und Wasserwanzen beobachtet werden. Die Anzahl der Libellenarten stieg rasch auf fast 20 an (Hufeisenazurjungfer, Blaugrüne Mosaikjungfer, Königslibelle, Heidelibellen usw.). Amphibien, wie z. B. Teich- und Bergmolche sowie Gras- und Wasserfrösche, ließen sich nach wenigen Jahren nieder und nahmen seither zu.
- Auch Reptilien wie die Ringelnatter konnten wir finden. Einige Jahre (um 2010) lebte eine Wasserschildkröte (Fremdeintrag) im Teich.
- Die von uns aufgehängten Vogelnistkästen wurden nicht nur von Kohl- und Blaumeisen, sondern auch von der seltenen Weidenmeise schnell angenommen – ebenso die Fledermauskästen.
Die Entwicklung der Flora in und um den Teich schritt rasch voran. Sie liefert der Tierwelt die nötigen Voraussetzungen und macht das Biotop zu einem Blickfang.
Allerdings stellte sich im Sommer 1997 auch erstmalig eine Algenblüte (vorwiegend Grünalgen) und seit 1998 ein starkes Wachstum von Wasserpflanzen (anfangs Tausendblatt, später vermehrt Hornkraut) ein. Obwohl das Teichwasser im Allgemeinen eine relativ geringe Nährstoffbelastung aufwies, deuteten die letztgenannten Erscheinungen auf einen zunehmenden Nährstoffeintrag hin. Dies verwundert nicht, sind doch die Randeinflüsse (Nährstoffeinträge durch z.B. Laubfall) auf den im Verhältnis zur Oberfläche kleinen Wasserkörper beträchtlich. Deshalb werden wir auch künftig Entkrautungsaktionen durchführen, um die natürliche Verlandungsneigung des Teichs zu bremsen.
Um genügend besonnte Teichflächen aufrecht zu erhalten, ist außerdem hin und wieder die Fällung einzelner Bäume seitens der Stadt Weingarten angezeigt.
- Das Feuchtbiotop liefert einen wertvollen Beitrag zur Biotopvernetzung und somit zum Arten- und Naturschutz.
- Es wird von Schülern, Spaziergängern und Anwohnern rege besucht und stellt auch etwas “Bleibendes” für kommende Generationen dar.
- Die betreuenden SchülerInnen erwerben sich anhand der Projektarbeit u.a. Kenntnisse und Fertigkeiten im Biotopschutz.
- Die Aktionen am Feuchtbiotop dokumentierten wir regelmäßig an unserer Info-Stellwand bzw. seit 2013 in Form einer stetigen Fotowand im Schulhaus und halten damit Mitschüler, Lehrer, Eltern und Besucher über den Stand des Projektes auf dem Laufenden.
Homepage eines Anwohners zum Feuchtbiotop – mit vielen schönen Fotos: www.edith-stein-biotop.de